Mittwoch, 30. November 2016

Von Verführern verstrickt

Martin Ferber hat in der Printausgabe der Augsburger Allgemeinen am 29.11. einen Kommentar veröffentlicht zu Berichten über Radikalisierungsmethoden des IS:


Martin Ferber schreibt:
"So ist der IS [...] längst dabei, die virtuelle Welt zu erobern und mit Apps, Videos und über Facebook verbreitete Botschaften Jugendliche zu ködern."
Er stellt die Frage, was man dagegen tun könne und verweist auf das Fehlen von Patentrezepten. Er umreißt das Problemfeld:
"Jugendliche, in der Pubertät ohnehin labil und auf der Suche nach Orientierung, sind aus vielfältigen Gründen anfällig für Kräfte, die ihnen Halt, Orientierung oder auch ein klares Feindbild liefern."
Martin Ferber sieht als ein Lösungselement die politische Bildung, die er als "richtig und wichtig" bezeichnet. Da dies nicht ausreiche, müsse "die gesamte Gesellschaft, also wir alle, offensiver unsere Werte wie Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Offenheit vertreten und als Lebensmodell verteidigen."
Ja, zum Einen müssen Fakten und Wissen vermittelt werden, wie unser Gesellschaftsmodell funktioniert. Zum Anderen müssen diese Funktionsweisen vorgelebt werden. Nur: Wird dies im gegenwärtigen Bildungsumfeld funktionieren? Eine Schule, die das Aufzählen von Bundespräsidenten in der richtigen Reihenfolge mit der Notes 1 belohnt? Ein solches Wissen wird für Jugendliche kaum attraktiv sein, wenn sie nach sich selbst, ihrem Sinn, ihrem Selbstwert und ihrer Selbstwirksamkeit suchen. Es wird auch nicht reichen, wenn wir (Erwachsenen?) unsere Werte offensiver verteidigen, weil es genau diese Werte sind, gegen die Islamisten erfolgreich propagieren.
Es muss in Bildung investiert werden. Nicht allein in Fakten- und Methodenbildung. Es muss in die Persönlichkeitsbildung und -entwicklung investiert werden. Nur wer sich selbst als wertvoll ansieht, wer seine Vorzüge kennt und von seinen Grenzen nicht als Mangel ansieht, wer sich Veränderungen zutraut und diese umsetzen aber auch Fehlschläge verkraften kann, wer sein Selbst aus seinem Inneren nähren kann und nicht hauptsächlich von externer Zustimmung abhängig ist, wer sich einen gefestigten Wertekanon entwickelt hat und schließlich wer sich als Teil einer Gemeinschaft ansieht ohne seine Identität für die Gemeinschaft aufzugeben, wird gefeit sein vor den Verführern des IS. An die Gemeinschaft geht der Appell, diese Werte vorzuleben und den Raum zu schaffen, dass jeder diese Entwicklung meistern kann.

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