Dienstag, 8. März 2016

Wen treibt die AfD?

Die Augsburger Allgemeine berichtet über die Kommunalwahlen in Hessen und den Erfolg der AfD. Michael Stifter kommentiert hierzu im Hinblick auf die Landtagswahlen am 13. März.


Im Bericht wird Peter Münch, einer der Vorsitzenden der hessischen AfD zitiert:
"Frau Merkel hat einfach gesagt, das Land wird sich verändern. Viele Bürger wollen das eben nicht."
Michael Stifter kommentiert:
"Eine schlüssige Lösung bietet sie zwar nicht, aber sie zwingt Union und SPD, selbst Alternativen zur Alternativlosigkeit zu entwickeln."
Damit ist das Feld der AfD vollständig umrissen. Sie fabuliert von einem Garten Eden, der so wie früher am Besten für immer bleiben solle. Was das genau ist, lässt sie offen. Damit bietet sie sich an, eine Lösung zu haben für alle, die einem verklärten Bild von Familie, Volk, Nation und Kultur nachhängen. Michael Stifter schreibt zu diesen Wählern:
"Das heißt aber nicht unbedingt, dass diese Leute mit allem einverstanden sind, was Petry, Höcke und Co. von sich geben. Erst reicht heißt es nicht, dass alle AfD-Wähler rechtsextrem sind."
Der erste Satz lässt sich auf alle Parteien anwenden. Nicht jeder Wähler wird mit allem einverstanden sein, was die Proponenten der jeweiligen Partei von sich geben. Der zweite Satz hat es in sich. Nicht alle AfD-Wähler seien rechtsextrem. Ohne klare Definition von "Rechtsextremismus" lässt sich diese Aussage nicht einordnen. Wenn man Rechtsextremisten als diejenigen versteht, die aktiv die deutsche Verfassung und den deutschen Staat bekämpfen, die Gewalttaten verüben und Brände legen, kann man dem Satz zustimmen. Nur macht das die Sache kaum besser. Denn auch die Rechtsradikalen denken sich ein Deutschland der Deutschen, wenngleich sie keine Molotow Cocktails werfen. Wer AfD wählt, denkt rechts, denkt national, denkt konservativ und glaubt, in dieser kleinen Welt die Lösung für alle Probleme zu finden - sofern die Probleme nicht die der anderen sind und folglich nicht gelöst werden müssen.
Die ganze Schönheit des Satzes offenbart sich im Kontext mit seinem oft gesagten Pendant: "Nicht alle Ausländer sind kriminell." Klar. Aber die meisten sind es doch zumindest ein bißchen, oder?
Der Bericht titelt mit "Die AfD treibt alle vor sich her". Nein, tut sie nicht. Sie sammelt wie Donald Trump Ressentiments gegen die da oben auf (wieder ein diffuses Gebilde). Sie ist eine Sickergrube, von deren Gestank die anderen Parteien glauben, hühnerhaufiges Herumgackern wäre die adäquate Antwort. Ist es nicht. Hätten die anderen Parteien Lösungen anzubieten und würden sie glaubhaft vermitteln, müssten sie nicht wie Getriebene auf die Schlange starren; sie könnten die Blindschleiche im Gewand einer scheinriesigen Schlange erkennen.
Die Erklärung Michael Stifters, viele AfD-Wähler stimmen nicht für die AfD, sondern gegen die anderen, ist kein Lichtblick. Denn aus Protest könnten auch kommunistische, umweltschützerische, hard-core-christliche oder sonstige Parteien gewählt werden. Wer sich für die AfD entscheidet - und sei es aus Protest - steht den Inhalten der AfD zumindest nahe.

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