Freitag, 23. Januar 2015

EZB und Desinformation durch eine Qualitätszeitung

Die Augsburger Allgemeine berichtet am 23.01. von der Ankündigung der EZB, über Anleihekäufe eine drohende Deflation in Europa zu verhindern. Bereits in der Überschrift werden  "die Geldschleusen" geöffnet und so ein negativer Eindruck erweckt. Der Bericht selbst stellt in der ersten Hälfte dar, was die EZB tun will und warum. In der zweiten Hälfte werden Reaktionen genannt. Allerdings beschränkt sich die Zeitung dabei auf die Reaktionen aus Deutschland, die allesamt negativ ausfallen.
Auf der Seite zwei kommentiert Walter Roller die Absicht der EZB. Da wird die Euro-Zone geflutet, die "Nuklearoption der Geldpolitik" gezogen, alles "auf Kosten der Sparer".
In der Ausgabe findet sich kein Hinweis darauf, dass die Erklärung der EZB auch positiv aufgenommen worden ist:
  • Der Standard berichtet: „Der Rat ist ein­stim­mig der Mei­nung, dass es sich bei den Wert­pa­pier­käu­fen um ein ge­wöhn­li­ches In­stru­ment der Geld­po­li­tik han­delt“. Kein Hinweis auf eine von Hr. Roller behaupteten Kompetenzüberschreitung. Zumal der Kauf von Anleihen ja offensichtlich zulässig ist, denn eine plumpe unzulässige Aktion in von Herrn Draghi nicht zu erwarten.
  • Es wird verschwiegen, dass die US-No­ten­bank Fed mit An­lei­hen­käu­fen ab Sep­tem­ber 2012 die US-Wirt­schaft et­was be­lebt hat. In Groß­bri­tan­nien wurden in den Jahren 2009 und 2010 ebenfalls Anleihen aufgekauft und dies hat zu einer positiven Entwicklung beigetragen.
  • Es werden positive Stimmen verschwiegen. Positiv äußerten sich beispielsweise die Che­fin des In­ter­na­tio­na­len Wäh­rungs­fonds, Christ­ine La­gar­de, Ex-US-Fi­nanz­mi­nis­ter Larry Summers, der US-In­ves­tor Geor­ge So­ros oder der fin­ni­sche Pre­mier Ale­xan­der Stubb. Der Chef der Eu­rog­rup­pe, Je­ro­en Dijss­el­blo­em, for­der­te von der EZB ei­ne wei­ter­hin lo­cke­re Geld­po­li­tik, um die Wirt­schaft zu­sätz­lich zu sti­mu­lie­ren.
Das Ergebnis eines solchen Journalismus kann in der selben Ausgabe in den Leserbriefen betrachtet werden. Da schreibt ein Kirchdorfer, der "mit der Politik der Partei ( Anm.: FDP) nichts am Hut" habe, er finde das "vorgeschlagene Punktesystem der FDP zur Weiterentwicklung der Zuwanderungsregeln" gut. Denn: "Die Einteilung in Kriterien spräche nämlich für eine deutliche Verbesserung bei der Bewältigung der immensen Asylprobleme". Ich kann nicht genau nachvollziehen, was reguläre Einwanderung und dabei ggfs. anzuwendende Kriterien mit Asylproblemen zu tun hat. Aber ich kann mir vorstellen, dass Qualitätsjournalismus zur beitragen kann, solche Absurditäten zu vermeiden.

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