Samstag, 2. Dezember 2017

Christliche Verfehlung

In der Augsburger Allgemeinen vom 2.12, wurde ein Leserbrief von Rudolf Uhrle veröffentlicht:


Rudolf Uhrle fordert vom Papst, er solle "sich gefälligst mehr um die in aller Welt verfolgten Christen kümmern" und er solle "nicht in einem buddhistischen Land schlaue Reden halten".
In der gleichen Ausgabe der AZ findet sich ein Bericht über die Situation in Myanmar und Bangladesch. Andrea Kümpfbeck beleuchtet dort beeindruckend, wie eine als friedlich geltende Religion - der Buddhismus - im "Rohingya-Konflikt, der seit Jahrzehnten schwelt und gerade wieder eskaliert ist", ethnischer Säuberungen (UN) und Völkermord (Menschenrechtsorganisationen) betreibt. Ein paar Schilderungen von Andrea Kümpfbeck:
"Die Geschichten, die die Überlebenden im Elendslager von Cox’s Bazar erzählen, sind grausam. Sie handeln von Folter und Unterdrückung, von Massenvergewaltigungen, öffentlichen Erschießungen, von abgebrannten Dörfern und verschwundenen Familienangehörigen."
"Denn die Regierung Myanmars bestreitet, dass es sich bei den Rohingya um eine Volksgruppe handelt."
"Denn radikale buddhistische Mönche, die aus ihrem Glauben eine aggressive Nationalideologie gemacht haben, tun sich beim Hass auf die Rohingya besonders hervor. 'Ultranationalistische Mönche säen seit Jahren Hass und Gewalt, durch Predigten, die Verbreitung von Schriften, CDs und soziale Netzwerke', sagt Benedict Rogers, Myanmar-Experte der Menschenrechtsorganisation Christian Solidarity Worldwide."
"Mönch Wirathu, der gerne mit dunkler Sonnenbrille auftritt und wegen seiner Hasspredigten auf Muslime auch 'Hitler Burmas' genannt wird, begründet seine Hetze mit der vermeintlich drohenden Islamisierung des zu 90 Prozent buddhistischen Myanmars."
Da werden Menschen gefoltert, massenvergewaltigt, von der Regierung ignoriert. Da darf ein "Hitler Burmas" sein Unwesen treiben. Der Papst besucht die Gegend und Andrea Kümpfbeck berichtet:
"Papst Franziskus hatte schon im August die Verfolgung der Rohingya scharf verurteilt."
"Er forderte Hilfe für die bedrängte Minderheit: 'Lasst uns weiter zusammenarbeiten, damit wir sicherstellen können, dass ihre Rechte anerkannt werden.'"
Ich vermag im Gegensatz zu Rudolf Uhrle keine schlaue Rede zu erkennen. Ich vermag in seinem Leserbrief insbesondere keinerlei christliche Haltung zu erkennen, deren Grundprinzip die Nächstenliebe ist. Falls sich Rudolf Uhrles Nächstenliebe nur auf Christen bezieht, sollte er schleunigst Nachhilfe nehmen. Denn wenn es um Transportkarren auf dem Friedhof geht, nimmt er es sehr genau. Seine christliche Haltung sollte er genau so genau nehmen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen