Mittwoch, 27. Juni 2018

Leserbrief

Die Augsburger hat zwei Leserbriefe veröffentlicht zu den aktuellen Diskussionen um Migration, Flucht und Asyl.

23.6., Leserbrief von Ulrich Arnold

Ulrich Arnold bedient sich eines in sozialen Medien von Rechten gerne gebrauchten Vergleiches in seinem Leserbrief zu einem Leitartikel in der AZ. Er stellt die Fläche von Afrika der Fläche von Deutschland gegenüber und will daraus schlussfolgernd argumentieren. Der Vergleich als Bild geht so:


Um diesen Größenvergleich herum baut Ulrich Arnold eine Rechengeschichte:


Afrika hätte nach dieser Geschichte zu bewältigende Probleme, die "gerade mal 2,3 Personen pro Quadratmeter betreffen, während wir (Deutschland, Anm.) 30 Ausländer pro Quadratkilometer mit allem" zu versorgen haben, "was zu einem menschenwürdigen Leben erforderlich ist". Für diese Rechnung setzt er die Zahl der Geflüchteten mit der Zahl der in Deutschland registrierten Ausländer in ein Verhältnis.
Eine solche Rechnung ist indiskutabel, geschmacklos. Sie ist inhaltlich nicht korrekt. Doch die Quelle ist klar, aus der sich solche braune Brühe speist: Ulrich Arnold ist/war AfD-Mitglied in Heimenkirch, das bei der AfD Allgäu in einer Pressemitteilung auftaucht. Die Qualität seiner Argumentation liegt erkennbar auf der Linie der Partei. Die Forderung, dass in Anbetracht der "Bauten der Hauptstädte in Afrika [...] zuerst einmal eine gerechte Umverteilung des Wohlstands innerhalb Afrikas" erfolgen müsse, ist an Realitätsferne kaum mehr zu überbieten.

27.6., Leserbrief von Burkhardt Brinkmann

Burkhardt Brinkmann wendet sich gegen einen Beitrag in der Augsburger Allgemeinen vom 23.6., in dem die langsame Änderung der Sprache analysiert wird:


Burhhardt Brinkmann hält es entgegen dem Artikel für Stimmungsmache "wenn die Asyltouristen in Deutschland als 'Flüchtlinge' bezeichnet werden". Von denen sei keiner mehr in Gefahr, "wenn er aus einem Nachbarland nach Deutschland" einreise. Er zweifelt daran, dass ein Migrant "überhaupt jemals ein Flüchtling war". "Migrationslobbyisten" hätten dann noch den Begriff "Armutsflüchtlinge" geschaffen, was den Flüchtlingsbegriff "noch verlogener" mache. Und es sei "deutschen Steuerzahlern [...] nicht zuzumuten, einreisende Völkerschafen füttern zu müssen".
Wer so argumentiert, braucht sich nicht als Verteidiger europäischer Kultur aufzuspielen. Der hat den Boden dessen verlassen, was diese Kultur ausmacht. Doch auch er bewegt sich auf dem Boden dessen, was die AfD in ihrem Kern ausmacht. Er twittert einschlägig, und schreibt auf seinem Blog über das Weltgeschehen. Dort findet sich auch unter seinem offenen Brief an die CSU folgender Schlusssatz:
"Wer alle Immiggressoren der Welt in sein Land lässt, der ist nicht 'weltoffen':
Der hat den A.... offen!"
Ich bin froh, dass der Titel seines offenen Briefes "Wenn ich in der AfD etwas zu sagen hätte ……." nicht (hoffentlich!) zutrifft. Andererseits zeigt der Leserbrief in der AZ erneut, welches Gedankengut in den AfD-braunen Tümpeln vorherrscht.

Conclusio


  • Respekt für die Augsburger Allgemeine, dass sie solche Leserbriefe aus der intellektuellen Dunkelkammer veröffentlichen.
  • Mitleid für die Meinungsfreiheit und Demokratie, dass sie solche Leserbriefe aushalten muss.
  • Respekt für die Meinungsfreiheit und die Demokratie, dass sie solche Leserbriefe aushält.

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