Freitag, 10. Juni 2016

Rechte opfern sich

Wilfried Züfle hat in der Printausgabe den Bericht zur Anfechtung der Bundespräsidentenwahl in Österreich durch die FPÖ am 10.6. kommentiert:


Er umreißt die Masche der Rechten korrekt: "Die Rechte liebt die Opferrolle". Sie präsentiert sich als Opfer des Systems.
Die FPÖ in Österreich ist hier bereits einen Schritt weiter. Sie opfert sich selbst auf dem Altar der Hirnlosigkeit. Ein Beispiel ist die Anfrage der FPÖ im österreichischen Parlament über Wettermanipulation:
"Abseits von plumpen Verschwörungstheorien wird immer wieder der Vorwurf laut, dass das Verfahren der Wettermanipulation durch Sprühflüge vermehrt eingesetzt wird - auch in unseren Regionen."
Ein gewisser "Ing. Norbert Hofer" (nicht zu verwechseln mit Dipl.-Ing.; Hofer stellte sich zur Wahl zum Bundespräsidenten) war Adressat des Schreibens, mit dem das Bundesministerium für  Land -und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft antwortet:
"Als Ergebnis aller Recherchen kann aufgrund der derzeit zur Verfügung stehenden Informationen zusammengefasst werden, dass keine wie auch immer gearteten Hinweise auf die tatsächliche Durchführung solcher Versuche oder entsprechende Pläne bestehen."
Jetzt kann man natürlich sagen: Prima, wenigstens eine Partei, die sich quasi abseits des Mainstreams mit relevanten Themen beschäftigt. Andererseits verweist das auf das weite Feld der Opferrollen, in denen sich die FPÖ tummelt. Die Partei selbst wird angefeindet, weil sie die wahren Österreicher vertritt gegen Multikulti, gegen Globalisierung, gegen alles. Das System arbeitet gegen die Partei, weil die Partei Mängel im System aufdeckt. Immer ist es eine Mischung aus einem durchaus denkbaren Anlass (wie die Verfehlungen bei der Wahl, sofern sie sich bewahrheiten sollten) und einer darauf aufsetzenden Fantasie (wie die Anzahl der betroffenen Falschstimmen). Die Vorwürfe müssen aufgeklärt, die notwendigen Konsequenzen gezogen werden. Ob die Konsequenzen so weitreichend sind, wie die FPÖ sich das ausmalt (teilweise Neuwahlen) oder nur zu einer Neuauszählung ohne Ergebnisauswirkung führen, wird sich weisen.
Die FPÖ hat eine längere rechtspopulistische Erfahrung als Pegida und AfD. Dennoch wird es interessant, welche der "bewährten" Methoden der FPÖ die deutschen Pendants wann übernehmen bzw. kopieren. Gemein ist diesen Methoden:
  • Kaum eine Verschwörungstheorie ist zu blöd, als dass sie sich nicht verwenden ließe.
  • Durch geschickte Propaganda (über soziale Medien) lassen sie sich streuen, wobei sie als Wortmeldungen von Parteimitgliedern daherkommen, die sich der Partei zuordnen, notfalls aber auch als Einzel- oder Privatmeinung formal von der Partei trennen lassen.
  • Wenn's daneben geht, wird ein Missverständnis behauptet oder ein falsches Zitat in der "Lügenpresse".
  • Wenn's ganz daneben geht, wird Unwissen behauptet ("Ich kenne ihn nicht und käme daher auch nicht auf die Idee, ihn als Persönlichkeit abzuwerten", AfD-Mann Gauland über Boateng, beispielsweise in der Neuen Osnabrücker Zeitung)
Die völlige intellektuelle Schmerzfreiheit und das völlige Fehlen einer Schamgrenze lässt für mich nur einen Schluss zu: Die Rechte opfert sich selbst auf dem Altar der Stimme des Volkes. Das ist echter Heldenmut, echter Einsatz für das Land! Mein Aufruf: Opfert Euch doch bitte alle!

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