Mittwoch, 24. Mai 2017

Warum Manchester

Zum Terroranschlag in Manchester fragt Holger Sabinsky-Wolf in der Augsburger Allgemeinen vom 24.5. nach dem Warum:


Holger Sabinsky-Wolf schreibt:
"Haben die Terroristen ganz bewusst dieses Ziel gewählt, um möglichst viele junge Opfer zu töten?. Terror-Experten wie Malte Roschinski halten das durchaus für möglich. 'Der Schock ist größer, wenn es Kinder und Teenager trifft', sagt er."
Der Anschlag drehe "die Schraube der Perfidie noch eine Umdrehung weiter", die Terroristen würden  "eine immer höhere Stufe des Horrors" zünden:
"Der Islamwissenschaftler Navid Kermani spricht mit Blick auf die Serie von Attentaten der vergangenen Jahre von einem eiskalten Kalkül: Es sei die 'propagandistische Logik' des Täters, 'dass er mit seinen Bildern eine immer höhere Stufe des Horrors zündet, um in unser Bewusstsein zu dringen'."
Die Frage, warum es Kinder traf, ist auch vor dem Hintergrund interessant, als der IS selbst in Ausgabe 5 seiner Zeitschrift Rumiyah schreibt:
"Like many other rulings in the Shari'ah, this general obligation to kill the mushrikin has its specific exceptions, among which is women and children."
Weiter heißt es:
"'Our opinion regarding this is - and Allah knows best - that the restriction exists so that they can become slaves, which is more beneficial than killing them' [...] 'Allah dislikes that you do three things: gossiping, excessive questioning, and wasting wealth' [...] and women and children of the uncovenanted kuffar are wealth - and wasted if killed."
Die Perfidie dieses Weltbildes ist kaum zu übertreffen. Bernhard Junginger nennt in seinem Leitartikel nennt den Anschlag niederträchtig in einer neuen Dimension:


Bernhard Junginger schreibt:
"Barbarischer, sinnloser Terror, der mitten ins Herz der freien westlichen Gesellschaft zielt."
Er stellt klar:
"Jedes dieser Attentate ist eines zu viel. Jedes Todesopfer mahnt dazu, die ideologischen Urheber und die Finanziers des Terrors ohne Nachsicht zu bekämpfen."
Und er weist richtigerweise hin:
"Doch Sicherheitsmaßnahmen dürfen die Freiheit nicht abschaffen. Sie müssen Freiheit ermöglichen."
Deshalb:
"Absolute Sicherheit kann es nicht geben. Nicht jeder öffentliche Platz, an dem sich Menschen treffen, kann mit Zugangskontrollen und Videoüberwachung gesichert werden."
Was Bernhard Junginger als barbarisch und sinnlos bezeichnet, macht Jürgen Marks sprachlos:


Jürgen Marks schreibt:
"Im ersten Moment macht ein geplanter Anschlag auf Kinder sprachlos. Geht es noch schlimmer? Aber wir dürfen nicht sprachlos sein. Wir müssen den Tätern und potenziellen Nachahmern den Spiegel vor die Fratze halten. In der Hoffnung, dass sie doch irgendwo Menschen mit Gefühlen sind."
Ein Funke der Hoffnung, der Spiegel könnte seine Wirkung entfalten und dem Terror Einhalt gebieten. Doch wie berechtigt ist diese Hoffnung? Einige Hinweise finden sich in der bereits angesprochenen Ausgabe 5 der Rumiyah. Die Passagen sind dem selben Artikel entnommen und finden sich in dieser Reihenfolge im Originaltext:
"However, this principle (Frauen und Kinder nicht zu töten, Anm.) also has its exceptions. There is no disagreement amongst Muslims that women are eligible to be killed for crimes like murder and adultery. Likewise, both women and children who participate in the war against Muslims are exempted from this prohibition. That is, killing those women and children who participate in the war agains Muslims is not forbidden - but rather even necessary."
"As for kafir women and children who do not fight or otherwise partake in hostilities, then the principle stands that they should not be deliberately killed, meaning that one should not single them out for targeting. However, wehen tehy are not distinctly isolated from the kafir men or when they are not easily distinguishable from them, the their collateral killing is a justified part of the jihad against the kuffar [...]"
"With this in mind, the best practice when conducting raids is to start during the night or at the break of dawn, before the sun rises, while the enemy is asleep. At such a time, it is very likely to enter buildings where no lights shines and an adult male is not easily distinguishalbe from women and children."
"So the son of a kafir is ruled as being a kafir as well. [...] But if they (die Kinder, Anm.) are killed or wounded due to them being intermingled with the men, then there is nothing wrong with killing them."
"Certainly, catapults - much like most missiles and explosives of today - do not distinguish between those whom they maim. Even though the intended target might be the enemy's men, cities, or barracks walls, the undeniably known result of using a catapult is destruction over a particular radius. All those who happen to be in that radius are not spared the effects of this weapon's impact."
"Accordingly, one should not avoid targeting gatherings of the kuffar - whether military or civilian - in which kafir women and children outnumber the karif men. Rather, the mujahid must strive his utmost to do whatever is permissibly possible to further Allah's cause, irrespective of the collateral carnage produced thereby amid the kafir masses."
Diese Passagen machen keine Hoffnung. Kategorien wie sinnloser Tod finden keinen Platz. Mitleid mit Verletzten kann nicht empfunden werden. Menschlichkeit gibt es nicht. Wer dieser Ideologie nachhängt, der hat keine menschlichen Gefühle. Vielmehr nicht mehr. Der Spiegel kann eher wirken bei denen, die noch nicht verblendet sind. Der Kampf gegen den Terror kann nicht allein mit Waffen gewonnen werden. Es müssen auch Wege gefunden werden, potentielle Nachahmer vom Absinken in diesen Geistessumpf abzuhalten. Sonst hilft nur noch - ohne Erfolgsgarantie - der Griff in die große Kiste der Sicherheitsmaßnahmen. Ein Griff, der die westliche, freiheitliche Lebensweise schützen soll und doch nur das Gegenteil erreichen kann, wie auch Bernhard Junginger festgestellt hat.

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