Dienstag, 12. April 2016

Extrem perfide Methode

In der Augsburger Allgemeinen vom 12.4. hat Uli Bachmeier einen Kommentar veröffentlicht zu seinem Bericht über die Zunahme rechter Gewalt. Er kommentiert zu den Methoden der Extremisten:

Seine Analyse zeigt:
"Da wird mit Ängsten gespielt, da werden Vorurteile geschärft, da wird zu Fremdenfeindlichkeit angestachelt. [...] Ein Kommentar im Internet, eine Wortmeldung bei einer Versammlung, ein Leserbrief [...]".
Uli Bachmeier nennt diese Methode "perfide", zumal nicht jeder Neonazi mit Springerstiefeln daher komme. Er ruft zu Sachlichkeit und Humanität auf. Applaus!
Ein Lehrstück für die perfide Methode liefert Walter Roller in seinem Leitartikel vom 8.4.:


Die folgenden Zitate zeigen die Funktionsweise der Methode, da sie mit Ängsten spielen und Vorurteile schärfen, dabei im Kleid eines Leitartikels daher kommen:
" 2015 sind – genau weiß das ja niemand – rund 1,2 Millionen Asylbewerber, Bürgerkriegs- und Armutsflüchtlinge über die offenen Grenzen ins Land ihrer Sehnsucht geströmt."
"Kontrolle über die Zuwanderung tatsächlich zurückgewinnt"
"alle Hände voll zu tun haben wird, um mit dieser epochalen Herausforderung fertigzuwerden."
"werden heuer hunderttausende weiterer Neuankömmlinge stoßen"
"Deutschland auch künftig die meisten Migranten aufnehmen wird"
"Angela Merkel jede 'Obergrenze' strikt ablehnt"
"viele Menschen aus einem fremden Kulturkreis"
"mit Jobs, Wohnungen und Ausbildungsplätzen zu versorgen"
"ohne soziale und politische Verwerfungen einzugliedern"
"mit der 'nachhaltigen Veränderung des Landes' (Merkel) auf sich hat"
"trägt zur Verunsicherung der Bevölkerung bei"
"schürt die Sorge vor den unkalkulierbaren Folgen der Masseneinwanderung für den Zusammenhalt der Gesellschaft"
"Merkels mit hohem moralischen Anspruch betriebene Politik der offenen Grenzen"
"kein Staat unkontrollierte Zuwanderung über Monate hinweg zulassen darf"
"Durchwinken der Flüchtlinge Richtung Deutschland"
"Nur diese harte, von Berlin kritisierte Maßnahme verschaffte der EU die nötige Zeit"
"mit ihrem moralischen Imperativ"
"engagiert die Türkei für die Drecksarbeit"
Ein anderes Beispiel für die perfide Methode und ihre Funktionsweise liefert Ernst Zauner in seinem Leserbrief:
  

Er verurteilt die Zustände in Idomeni, gibt den Flüchtlingen jedoch gleichzeitig eine Mitschuld:
"Fraglos, unhaltbare Zustände, aber wer nach Idomeni geht, weiß, was ihn erwartet, so gut wie die Flüchtlinge vernetzt sind."
Dann folgt eine verschwörungstheoretisch angehauchte Passage, deren Perfidie durch Hinweis auf die Kinder übertüncht werden soll:
"Ganz einfach, weil dort die Presse nicht allgegenwärtig ist, der man die völlig erschöpften und traumatisierten Kinder anklagend vor die Kameras halten kann."
Er schließt mit der Schlussfolgerung aus der Abwesenheit von Bombardierung oder IS Terror in der Türkei oder Griechenland:
"Man nennt das Wirtschafts- oder Armutsflüchtlinge."
Zu dieser perfiden Schlussfolgerung fällt mir ein Vergleich ein: Ein Unfallopfer wird verletzt aus dem brennenden Auto gezogen und lediglich am Straßenrand abgelegt, weil es dort nicht mehr im Bereich der unmittelbaren Lebensgefahr ist.

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