Donnerstag, 29. Oktober 2015

Winfried Züfles kurzsichtige Schlussfolgerungen

Winfried Züfle hat am 29.10. einen Leitartikel in der Augsburger Allgemeinen veröffentlicht zur aktuellen Situation zwischen Deutschland und Österreich anlässlich der Flüchtlinge:

 

Guter Einstieg

Winfried Züfle schreibt:
"Wir sollten froh sein, dass Mauern und Eiserne Vorhänge der Vergangenheit angehören."
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Winfried Züfle schreibt weiter, wir könnten nicht zusehen, wenn Flüchtlinge hungern und frieren. Stimmt. Er stellt ebenfalls zutreffend fest, dass sich die Flüchtlinge nicht durch Grenzzäune aufhalten lassen werden.
Winfried Züfle fordert zwei Maßnahmen ein:
  1. Die Anzahl der Flüchtlinge muss reduziert werden. Der Hebel dazu ist die Beseitigung der Fluchtursachen. Dies lässt sich jedoch nicht kurz-, sondern nur langfristig realisieren. Denkbar ist auch, Länder in der Nähe der zur verstärkten Aufnahme fliehender Nachbarn zu bewegen. Nur: warum sollten diese Länder dies tun? Mit welchem Argument sollen die Flüchtlinge nicht nach Deutschland dürfen, aber beispielsweise in der Türkei bleiben? Gilt in der Türkei das in Deutschland gängige Argument der Überforderung nicht? Und die für Deutschland so schwierigen Kosten sollen der Türkei leichter fallen? Nein, argumentieren lässt sich das kaum. Wir können uns vielleicht freikaufen.
  2. Flüchtlinge müssen umgehend registriert und weiterverteilt werden. Ja, denn so werden die Menschen in die Asyl- und anderen Verfahren gebracht und ihnen kann entsprechend geholfen werden.

Starker Abstieg

Doch dann verlässt Winfried Züfles Leitartikel die Qualität. Es wird nach der Forderung nach Registrierung behauptet, das würde nicht funktionieren und Österreich spiele ein doppeltes Spiel. Das entspricht nicht den Fakten und ist Spekulation.
  • Wie kommt Winfried Züfle darauf, Österreich würde Flüchtlinge nicht registrieren? Der ORF berichtet über die Situation in Spielfeld/Steiermark:
"Ja, es sei eine Herausforderung, große Mengen von Flüchtlingen an der Grenze zu versorgen. Aber man sei in Spielfeld gut gerüstet, sagt Kampus. Busse und Sonderzüge würden bereits bereit stehen um die Ankommenden nach der Registrierung weiter in Notquartiere zu bringen."
  • Welches doppelte Spiel soll von Österreich gespielt werden? Weil nicht jeder Bus mit Flüchtlingen in Berlin oder bei der bayerischen Staatskanzlei angekündigt wird? Der Standard berichtet, das politische Hickhack werde nicht benötigt, da die Helfer vor Ort miteinander reden.
  • Österreich würde die Flüchtlinge über die grüne Grenze schicken. Die Menschen wollen nach Deutschland, sie müssen nicht geschickt werden. Sie nehmen die Strapazen auf sich, weil sie voller Hoffnung sind.
  • Winfried Züfle hat bereits gesagt, Flüchtlinge ließen sich nicht durch Zäune aufhalten. Was soll dann bitte Österreich tun, wenn die Menschen im Land sind? Wenn Winfried Züfle schon einer Maßnahme das Wort redet, Flüchtlinge nicht ins Land zu lassen bzw. nicht weiter zu schicken, dann darf er das nicht an Österreich adressieren. Diese Maßnahme muss im Süden beginnen, um überhaupt einen Sinn zu haben und das Problem nicht bei den Nachbarn abzuladen. Doch das ist ein fruchtloses Unterfangen, solange die Fluchtursachen nicht beseitigt sind.
  • Österreich würde die Flüchtlinge weiterschicken. Das tut Bayern auch. Von Bayern werden die Flüchtlinge in andere Bundesländer gebracht. Es wäre nicht überraschend, wenn die Kommunikation innerhalb Deutschlands zwischen Bundesländern besser funktioniert als zwischen Staaten. Hier jedoch gleich ein perfides Doppelspiel zu sehen, ist nicht gerechtfertigt.
Über drei Spalten schreibt Winfried Züfle schlüssig und auf dem Boden der Menschlichkeit verankert. In der letzten Spalte stürzt er leider ab, argumentiert faktenfrei und begibt sich auf ein Niveau, das von den politischen Platzpatronen der CSU bekannt ist. Schade, das ist ein Abstieg zur Lokalpresse, wo doch ein Leitartikel breit ausleuchten sollte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen