Freitag, 14. August 2015

Nutzen und Gefahren digitaler Stromzähler

Bericht und Kommentar in der AZ

Die Augsburger Allgemeine berichtet am 13.8. über den Entwurf des Wirtschaftsministeriums zum  "Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende":
 

Sonja Krell weist in ihrem Kommentar auf zwei wichtige Aspekte hin.

Behaupteter Vorteil Kosteneinsparung

Die Kosteneinsparung, mit der Verbrauchern die Smart Meter schmackhaft gemacht werden sollen, fällt tatsächlich äußerst gering aus. Frau Krell gibt ein Beispiel. Dem Wirtschaftsministerium liegt eine Studie vor, in der unter anderem die erwarteten Kosteneinsparungen in Abhängigkeit des Verbrauches dargestellt sind:

Haushalte mit geringen Verbräuchen sparen demnach weniger als 3,00 € im Jahr. Das Statistische Bundesamt zeigt in einer Statistik, dass im Jahr 2010 von knapp 19 Mio. Haushalten über 15 Mio. Haushalte ohne Kinder waren. Damit ist die Mehrheit der Haushalte eher den geringen Stromverbräuchen zuzuordnen. Für diese Haushalte werden sie die Kosten für den Stromzähler kaum amortisieren.

Gläserner Verbraucher

Aus den Lastgängen von Elektrogeräten kann rückgeschlossen werden, welches Gerät in Betrieb ist. Wenn der Erfassungszeitraum in kurzen Intervallen erfolgt, kann auf die An- und Abwesenheit von Personen geschlossen werden. Die Gefahr gläserner Verbraucher ist vorhanden.
Als Vorteil wird angegeben, Verbraucher könnten ihren Stromverbrauch auf Zeiten günstiger Strompreise legen, z.B. die Waschmaschine nachts laufen lassen. Das halte ich für unrealistisch. Derzeit wird die Waschmaschine wahrscheinlich in Betrieb genommen, wenn das erwartete Ende des Waschgangs zu einem Zeitpunkt liegen wird, an dem die Wäsche auch aufgehängt werden kann. Würde die Maschine zukünftig nachts laufen, müssten Verbraucher - um Geruchsentwicklung in der feuchten Wäsche zu vermeiden - die Wäsche morgens aufhängen. Wegen ein paar Cent Einsparung früher aufstehen? Ich halte das für wenig realistisch.

Sicherheit und Vertrauen

Der Kommentar lässt leider eine entscheidende Lücke: Neben Kosten und Datenschutz, also dem Umgang mit den erhobenen Daten, ist die Sicherheit der Technologie eine Grundsatzfrage. Dazu ein paar Anmerkungen.

Wie sicher ist die Abrechnung?

Ein Beispiel aus Malta zeigt, wie die Abrechnung manipuliert werden kann. Im Bericht wird ausgeführt, wie es einer Gruppe von Mitarbeitern gelang, Kunden gegen Bezahlung zu einer niedrigeren Stromrechnung zu verhelfen. Damit die Manipulation nicht auffällt, wurden von anderen Kunden die Abrechnungen nach oben manipuliert. Ganz nach dem Motto: Mein Nachbar zahlt meinen Strom und ich muss noch nicht mal ein Kabel legen.

Wie sicher ist der Smart Meter als Netzelement?

Auf einer IT Konferenz wurde ein Beispiel aus Spanien gezeigt. Hier gelang es Angreifern, über Smart Meter in das Netzwerk des Stromversorgers einzudringen. Als sie im Netzwerk waren, konnten sie die Stromversorgung manipulieren und abschalten.

Wie sicher ist die Kommunikation der Smart Meter?

Bruce Schneier berichtet in seine Blog von einem Papier, das einen erfolgreichen Angriff auf das Open Smart Grid Protocol beschreibt. Über dieses Protokoll kommunizieren Elemente im Stromversorgungsnetz untereinander. Das Protokoll wird in Deutschland nicht eingesetzt. Der Angriff zeigt jedoch, dass solche Kommunikationsprotokolle angreifbar sind.

Fazit

Bisher fehlt mir das Vertrauen in Smart Meter. Die Relevanz der Vorteile sehe ich als gering an. Die Nachteile überwiegen. Deutschland ist noch nicht reif für Smart Meter.

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